Expertenantworten Sommer / Winter / Ganzjahresreifen

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    Es gibt also massig Situationen im Winter, in denen der Sommerreifen besser geeignet ist: Eigentlich immer wenn kein Schnee/Eis/Graupel/Reif gibt und es nicht weit unter Null ist (die berühmte 7 Grad gehören ins Reich der Märchen). In dem grössten Teil Deutschlands ist das der am öftesten vorkommende Zustand, also ist man dort mit Sommerreifen am öftesten optimal unterwegs. Man kann es auch umdrehen: Winterreifenfahrer sind die meiste Zeit des Winters mit nicht optimalen Reifen unterwegs. Dadurch wird es bestimmt jedes Jahr ein paar Tote/Verletzte geben, die mit Sommerreifen vermieden wären.


    WENN jedoch der Schnee/Eis/Graupel/Reif- oder weit-unter-Null-Zustand dann doch auftaucht, dann ist der Sommerreifen komplett fehl am Platze. ...

    Dem widerspreche ich.


    Moderne Winterreifen sind auch bei Temperaturen rund um 5-10 Grad oder knapp darüber einem Sommerreifen überlegen. Auch viele Ganzjahresreifen sind dann einem Sommerreifen überlegen.


    Elastomermischungen werden umso härter und unbeweglicher, je tiefer die Temperatur ist. D.h. auch dass der Grip eines Reifens entsprechen abnimmt, gerade auch bei Nässe, denn da ist die Elastizität sehr wichtig.

    Das Temperaturfenster eines Reifens ist recht schmal, so dass man keinen Reifen bauen kann, der von -30 °C - +30° C optimal funktioniert. Man muss das Temperaturfenster (für optimale Funktion) also für den Einsatzzweck des Reifens anpassen. Und dann? Dann bekommt man genau die bekannten Reifen:

    - Sommerreifen mit einem Temperaturfenster von ca. +10° - +40° C

    - Winterreifen mit einem Temperaturfenster von ca. -20° - +15° C

    - Sogenannte Eis-Reifen bzw. skandinavische Winterreifen mit -35° - 0°C

    Der Ganzjahresreifen sortiert sich dabei zwischen dem Winter- und Sommerreifen ein.


    Die Aussage, dass ein Sommerreifen ab 0 Grad die optimale Lösung ist, ist falsch. Ein so breites Temperaturfenster kann ein Sommerreifen gar nicht abdecken.


    Hier wird es gut erklärt. Quelle: https://www.reifensuchmaschine…terreifen-sieben-grad.htm

    "... Für Professor Dietmar Göritz vom Fachbereich Polymerphysik der Universität Regensburg ist die Regel unter physikalischen Aspekten zwar willkürlich gewählt, aber dennoch ein guter Anhaltspunkt für Autofahrer. „Fakt ist: Die Idealtemperatur für die Gummimischung eines Sommerreifens liegt über 20 Grad Celsius. Fällt die Temperatur unter diese Idealtemperatur, verliert die Mischung mit jedem Grad kontinuierlich an Elastizität und damit an Haftungsfähigkeit, bis sie ihre so genannte Glastemperatur erreicht. In diesem Zustand ist die Mischung komplett verhärtet und hat so gut wie keinen Grip mehr“, erläutert der Reifen-Professor. Daher erzielten etliche Sommerreifen bereits bei Temperaturen um fünf, sechs Grad Celsius schlechtere Bremswerte als gute Winterreifen. ..."


    Und weiter""... Michael Borchert von Pirelli: „Messungen bei Bremsvorgängen zeigen, dass die Leistung von Wintermischungen bei etwa minus vier Grad Celsius am Besten ist und dann mit zunehmender Temperatur schwächer wird. Bei der Sommermischung hingegen liegt das Optimum bei etwa 18 Grad Celsius und wird schwächer, je kälter es wird.“ ...

    "Aerodynamik ist für diejenigen, die keine Ahnung von Motorenbau haben." Enzo Ferrari


    Mazda CX-3 G121, Schalter, Signature, Oris AHK, EZ. 09/2018 in Magma-Rot Metallic (verkauft im Mai 2022)

    2 Mal editiert, zuletzt von CX3_Fahrer ()

  • Die Aussage, dass ein Sommerreifen ab 0 Grad die optimale Lösung ist, ist falsch.

    Das habe ich auch nicht behauptet. Ich habe gesagt, dass (im grössten Teil Deutschlands) der Sommerreifen am öftesten (also über einen Winter gerechnet die längste Zeitdauer) die optimale Wahl ist. Während einer viel kürzeren Zeitdauer wird Winterreifen die optimale Wahl sein. Der Ganzjahresreifen eben irgendwo dazwischen, je nach Auslegung.


    Deine Ausführungen, dass Elastomermischungen umso härter und unbeweglicher werden, je tiefer die Temperatur ist, stimmen auch. Nur ist die Gummimischung nur ein Faktor, der die Leistung eines Reifens bestimmt. Und da gibt es bei Winterreifen andere Konstruktionsmerkmale, die die Leistung in bestimmten Bereichen wie Aquaplaning und Bremsen auf Trocken/Nass entgegenwirken, wie z.B. die Lamellen (ergibt eine weniger verformungssteife Lauffläche) oder der geringere Negativanteil im Profil (behindert die Wasserverdrängung).


    Es hilft also nicht, einzelne Faktoren anzuführen, um damit die Gesamtleistung zu belegen, weil die Faktoren sich teilweise entgegenwirken und weil man den Einfluss der einzelnen Faktoren auch nicht einschätzen kann (eine Situation, die in Diskussionen sehr oft auftritt, wie es wohl jeder erlebt hat). In solchen Fällen hilft eben empirisches Testen oder, wie die Briten es ausdrücken, „the proof of the pudding is in the eating“.


    Und da gibt es Tests (es gibt leider nicht sehr viele, deren Ergebnisse publiziert werden) die belegen, dass Winterreifen auf trockener Fahrbahn bei Temperaturen unter 7 °C schlechter abschneiden als Sommerreifen. Ich weiss, sie sind nicht umfassend und es gibt Vieles an ihnen auszusetzen, aber die Mär „Winterreifen unter 7 Grad immer besser“ wird auf jeden Fall entkräftet. Vielleicht aber meinen die 7 Grad Fahrenheit, da stehen die Chancen erheblich besser :).

    Tests:

    Unfallanalyse Berlin

    motorauthority.com

    AUTO BILD ALLRAD

    AUTO BILD


    Nur um mal klarzustellen: Ich rate Keinem, der den ganzen Winter hindurch fahrbereit sein möchte, dazu, Sommerreifen zu fahren. Der Sommerreifen mag zwar die weitaus längste Zeitdauer die bessere Wahl sein, aber während der viel kürzeren Zeitdauer dass der Winterreifen die optimale Wahl ist, ist das Unfallrisiko weitaus grösser. Zudem ist die Leistung des Sommerreifens während dieser Zeit unterirdisch im Vergleich zum Winterreifen, während der Winterreifen in der übrigen Zeit nur wenig schlechter als der Sommerreifen abschneidet.

  • Donnerwetter CX_Kai! Wievielmal wechselst du denn deine Räder zwischen Oktober und Ostern? :/ Die Streuung der Wetterdaten ist ja in diesem Zeitraum ziemlich groß.

    „Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.“
    René Descartes

    :0022:

  • :/ Na gut. Wie oft wechselt dann eben deine Frau pro Saison zwischen Winter-und Sommerrädern? Kommen da auch noch Ganzjahresreifen zum Einsatz?

    „Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.“
    René Descartes

    :0022:

  • Einmal. Zur Zeit wechsle ich wie viele andere Normalsterbliche auch zwischen Winter-und Sommerreifen, denke aber über Ganzjahresreifen nach (lebe im Norden). Ich bin mir der der Tatsache dass, welchen Reifen auch immer ich wähle, er je nach Situation seine Nachteile haben wird bewusst und akzeptiere diese Nachteile auch.


    Was ich nur mal verdeutlichen wollte ist dass die pauschale Aussage „im Winter fahre ich Winterreifen, damit erreiche ich überlegene Sicherheit gegenüber Ganzjahres- oder (Gott behüte!) Sommerreifenfahrer“ in der Praxis eben oft nicht zutrifft.




  • Jo, angepasstes Fahren ist so schlecht nicht. Die Reifen sind halt eine Ergänzung. Ich glaube, hier gab es auch schon Fahrer, die von Winter- auf Ganzjahresreifen gewechselt haben. Macht Regional sicher auch Sinn.

    „Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.“
    René Descartes

    :0022:

  • Ich erspare mir schlicht und ergreifend die Wechselei zwischen Sommer und Winterrädern.


    Es ist mir durchaus bewusst, dass der Ganzjahresreifen nur ein Kompromiss ist. Und so sollte man damit auch fahren.


    Das letzte Zehntel an Rundenzeit ist damit nämlich nicht mehr möglich. ;)


    Wenn es sehr warm ist im Sommer, ist der Reifen eigentlich zu weich. Also immer ein wenig piano, den Unterschied merkt man schon deutlich.


    Macht mir persönlich aber nichts aus, ich muss nicht unbedingt auf der letzten Rille um die Kurve dengeln.


    Wer das sportliche Fahren liebt, sollte da besser zu den Reifen greifen, die für die Jahreszeit prädestiniert sind. :)

  • CX-3 MG

    Genauso sehe ich es auch. Bei den wenigen km, die ich im Jahr fahre, machen es die Ganzjahresreifen bestens. Sollte es extremes Winterwetter geben, bleibe ich eben zu Hause.

    CX-3 G121 Exclusive-Line, Automatik, Zulassung 02/2019, Farbe: Turmalinblau, Sebring, Rückfahrkamera-Nachrüstung, PDC-Nachrüstung vorn, Windabweiser vorn u. hinten, TOMASON-Felgen Sommerreifen Uniroyal Rainsport3 235/45 R18, Haubenlifter in Wagenfarbe, blau lackierte Bremssättel, blaue Innenraum-Akzente, Alu-Pedalen, DTE-Pedalbox, Ladekantenschutz Edelstahl, dynamische Blinker in schwarz, UserName- u. Forums-Aufkleber in blau. (mit Gummipuffer.)

    selbstgeknüpfter Kofferraumteppich in blau/grau

  • Ich wechsele auch heute noch von Sommer- auf Winterräder, obwohl in hiesigen Gefilden eigentlich fast überflüssig. In Meck-Pomm, der alten Heimat hingegen gibt es noch etwas "mehr Winter".

    Fahrerisch sehe ich mich als "Otto-Normalo" und dafür sind die meisten Reifen dann halt auch geeignet. Einen Reifen habe ich noch nie selbst und bewußt nach Testberichten ausgewählt, das erledigt mein Reifenfritze - ein gute Kompromiss aus Preis und Leistung fand sich bisher immer! Meine jetzigen Winterräder habe ich einem Mit-Foristen abgekauft, hier sind Continental (glaube ich) drauf.

    Früher, vor vielen Jahren, kamen schon mal runderneuerte Pneus auf meine Felgen, das habe ich aber schnell gelassen, die Dinger waren selbst mir zu rutschig...

    Ansonsten habe ich gelernt immer etwas vorausschauend zu fahren und auch die Witterungsbedingungen zu beachten und bisher bin ich damit auch gut gefahren!

    Bisher habe ich die beiden verschiedenen Reifensätze auch immer "abgefahren" über die Jahre. Die GJR muss man nicht wechseln, spart somit evtl. Kosten - aber die Dinger bleiben eben ganzjährig drauf und sind in der Anschaffung wohl etwas teurer. Dafür bezahle ich den Wechsel/Einlagerung (pure Bequemlichkeit). Meine beiden Reifensätze halten dafür wohl insgesamt länger...irgendwo gleichen sich also auch die Kosten wieder aus...

    Fazit wie immer:

    Jeder nach seiner Fasson, jeder wie er mag! ;)


    Gute Nacht! :sleeping:

    03/2018 I Mazda CX-3 SL 120 PS Benziner EZ 03/2018 I Sondermodell "PI" I 7-Gang-Schaltgetriebe I Sebring-ESD I Matrixgrau I Edelstahl-Einstiegsleisten I AZUGA-Kofferraumwanne & Gummifussmatten I dyn. Spiegelblinker I weiße Frontblinker I LED-Kennzeichenbeleuchtung I Alupedale I abnehmbare ORIS-AHK I 10/2022 verkauft nach problemlosen 74.750 Kilometern


    Nachfolger: Opel Cascada INNOVATION 1.6 Ecotec I 170 PS I Automatik I Mahagonibraun-Metallic I Leder hellbraun I ziemlich "volle Hütte"


    Don´t :0005: and drive! Gruß vom Niederrhein! :0027: